Bettina Wagner
Mein Name ist Bettina Wagner, ich bin 1975 geboren. Schon in jungen Jahren war es mir wichtig mit Menschen zu arbeiten und Ihnen zu begegnen. Im Teenageralter war ich ehrenamtlich in einer Behindertenschule tätig und für die Evangelische Kirche leitete ich Jugendgruppen. Meine Berufswahl fiel dann völlig anders aus. Da ich aufgrund einer Erkrankung vieles zu dieser Zeit nicht machen konnte, wählte ich einen Büroberuf und wurde Steuerfachangestellte, obwohl ich lieber direkt am Menschen gearbeitet hätte.
Trotz Familiengründung und das Erziehen von 3 Kindern blieb der Wunsch sich beruflich zu verändern. Heute vereine ich meinen Wunsch mit Menschen zu arbeiten bzw. Ihnen zu begegnen mit meinem Beruf. Mit dem Projekt „Haus 1621“ kann ich meinen Beruf mit meinem Wunsch verbinden.
2019 lernten wir uns kennen und lieben. Schnell haben wir festgestellt wie viel Gemeinsamkeiten wir haben und dass wir Beide gerne ein altes Haus kaufen würden und restaurieren. Auf der Suche nach einem geeigneten Haus sind wir durch verschiedene Umstände zum ältesten noch stehenden Wohngebäude aus dem Jahr 1621 in Bergfelden gekommen. Wir sagen immer: „Das Haus hat uns gefunden.“
Unser Abenteuer mit „Haus 1621“ begann. Wir sind mitten auf die Baustelle gezogen und haben nach und nach das Haus mit viele Liebe, Wissen und Schweiß restauriert. Jeder hat sich mit seinem Wissen, Geschick und auf seinem Gebiet mit eingebracht.
Gabriel Wagner
Mein Name ist Gabriel Wagner, ich bin 1989 geboren. In ganz jungen Jahren wollte ich immer LKW-Fahrer werden, als meine Eltern dann im Jahr 2003 das großelterliche bäuerliche Anwesen umbauten, stapfte ich ständig dem zuständigen Zimmermann hinterher und es wurde mir klar: „Ich möchte Zimmermann werden“.
Nach Abschluss der 3-jährigen Ausbildung zum Zimmermann und meiner ich nenne es „heimischen Walz“, in der ich in vielen Zimmereien nahe meiner Heimat gearbeitet habe, um viele Erfahrungen zu sammeln und Einblicke zu bekommen, habe ich mich entschlossen auf traditionelle Wanderschaft zu gehen.
Im Jahr 2013 begab ich mich unter der Organisation Rolandschacht auf traditionelle Wanderschaft. In den 3 Jahren und 8 Monaten habe ich einige Länder bereist und viele Erfahrungen und Eindrücke gesammelt. Vor allem bei Denkmalsanierungen war ich gerne mit dabei.
Auch den Umgang mit Menschen und eine gute Menschenkenntnis wurden mit der Wanderschaft geschult.
Als ich 2017 von der Wanderschaft zurückkam, habe ich noch eine Ausbildung zum Elektriker begonnen.
Im Jahr 2019 lernte ich meine Frau kennen und lieben und seither arbeite ich als angestellter Zimmermann, als Selbstständiger auf verschiedenen Baustellen und an unserem gemeinsamen Projekt „Das Haus 1621“.
Welches Ideal von Bettina und Gabriel steht in ihrer Mitte?
Ausgehend von der Idee
„Individualität wird lebendig in der Beziehungsgestaltung und der Gemeinschaftssinn lebt von der Individualität“
haben Bettina und Gabriel ihr Ideal herausgearbeitet.
Sie wollen den Gemeinschaftssinn und die Beziehungsfähigkeit fördern, indem durch die individuelle, kreative und verantwortungsbewusste Aktivität des Menschen das schöpferische Potenzial zum Tragen kommt und neue Ideen und Perspektiven das Miteinander bereichern.
Dieses Ideal setzen Bettina und Gabriel in ihrer Partnerschaft um als auch in ihrem Projekt „Haus 1621“ als Begegnungsstätte. Das Haus ist denkmalgeschützt und wurde bzw. wird liebevoll restauriert. Inzwischen bietet das Haus einige Übernachtungsmöglichkeiten, einen Seminarraum, Bibliothek und Sauna. Weitere Ideen sind bereits kreiert. Bettina und Gabriel wollen die Zimmer oder Wohnbereiche
nicht fest vermieten, weil die lebendigen Inspirationen für viele Menschen zugänglich sein sollen.
Ein denkmalgeschütztes Haus zu renovieren ist eine herausfordernde Aufgabe, die sie bewusst angenommen und sich dafür entschieden haben, weil sie damit ihre Wertschätzung ausdrücken möchten. Die Wertschätzung für die Gedanken und handwerkliche Kunst der Menschen aus dem 17. Jahrhundert. Deshalb haben die Eheleute Wagner sich zur Aufgabe gemacht, die Ideen von damals neu zu verlebendigen und weiter zu entwickeln durch eigene Ideen und Vorstellungen. Der gesamte Um- und Ausbau soll naturbelassen, nachhaltig und wirtschaftlich sein. Beispielsweise sind die Wände aus Lehm, der im Ort selbst abgebaut wird. Die Wärme des Hauses entsteht durch die Holz- und Lehmbauweise selbst. Im Erdgeschoss bilden 5500 Flaschen die Grundkonstruktion zur Dämmung und Stabilisierung. Dieser Gedanke der Flaschenbauweise taucht in verschiedenen Umsetzungen im Haus auf. Schafwolle eines Bauern aus der Umgebung wurde zur Dämmung verwendet und auch Hanf. Das Holz für die Böden stammt aus einer Sägerei und wurde von Gabriel selbst als gelernter Zimmermann und von Bekannten weiterbearbeitet, so dass die Bodenarbeiten umgesetzt werden konnten. Das ganze Haus ist strahlungsfrei und es gibt keine Fernseher.
Bauen mit einfachen Mitteln, ökologisch-ökonomisch und mit Wertschätzung für Mensch und Natur ist ein gegenwärtiger Gedanke, der auch mitgetragen wird von den vielen Helfern. Nicht Luxus, sondern Natur auf ästhetische Weise kann erlebt werden, wenn man das Haus betritt. Man fühlt beseelte Räume, die verbindend wirken mit kreativen Ideen aus einer vergangenen und gegenwärtigen Zeit, die wiederum die schöpferische Kraft des Menschen hervorheben. Das kommt auch zum Tragen und wird ersichtlich durch die vielen Helfer, die am Bau mitwirken. Jeder Arbeiter bringt eine andere Fachkunde und Kompetenz mit ein und das macht den Um- und Ausbau so besonders.
Bettina und Gabriel besprechen mit den Arbeitern und Freunden die Pläne des Umbaus und auch die Zielsetzungen für den Tag. Dadurch arbeitet jeder verantwortlich und meist wachsen alle über ihre bisherigen Kenntnisse hinaus und steigern ihre individuelle Kompetenz. Das bereichert natürlich wieder die Gemeinschaft und die Idee, dass der Gemeinschaftssinn von der Individualität lebt, wird sichtbar. Unkompliziertheit und das Außergewöhnliche wird in diesem Hausprojekt fühlbar. Das sind wesentliche Punkte für Bettina.




